Geschichte der Zigeunerkarten
Weissagungen hat es schon seit
Bestehen der Menschheit gegeben.
In den sehr frühen
vorchristlichen Kulturen hatte man dabei oftmals durch heidnische
Rituale die göttlichen Wesen zu Rate gezogen, in die Eingeweide vom
geschlachteten Vieh nachgeschaut oder das Orakel der Runen befragt.
Auch die Natur wurde genau beobachtet und bot für alle
außergewöhnlichen Naturphänomene eine Chance, Rückschlüsse auf die
Zukunft zu machen. Doch der Brauch der Weissagung war oftmals nur
einigen religiösen Würdenträgern gestattet und für andere
Gesellschaftsschichten, unter der Androhung der Todesstrafe,
verboten. Trotz der drakonischen Strafen war aber der Reiz der
Weissagung größer, als die Angst vor den möglichen Folgen und wurde
im Laufe der Generationen immer präziser und komplexer gemacht. Mit
Einzug des Christentums wurden die heidnischen Kulturen und mit
ihnen auch die Orakeldeutung verdrängt. Selbst das
Tarotspiel,
welches im 14. Jahrhundert in Europa Einzug hielt, wurde von der
katholischen Kirche als das Werk des Teufels eingestuft und
verschwand innerhalb kürzester Zeit von der Bildfläche.
Das eigentliche Wahrsagen mit
Karten begann in Europa im 15. Jahrhundert. Es war die Zeit der
Zuwanderung der Roma und Sinti. Diese Völkergruppen machten das
Wahrsagen, speziell mit Karten, sehr populär und werden noch heute
wegen der eingetroffenen Prognosen bewundert. Weil für die
christliche Bevölkerung die Wahrsagerei immer noch ein Tabu war,
nutzte man zur Befriedigung der eigenen Neugier die umherziehenden
Roma und Sinti und ließ sich bei jeder Gelegenheit von ihnen die
Zukunft deuten. Die Wahrsager nutzten für ihre Dienste oftmals
zugeschnittenes Pergament oder Papier und zeichneten darauf
Orakelzeichen, die der Zukunftsdeutung dienten.
Entgegen vieler Meinungen haben
die heutigen Zigeunerkarten jedoch nichts mit den Kartenmotiven der
Roma und Sinti gemeinsam. Lediglich ihr Name erinnert noch an den
mystischen Ruf des fahrenden Volkes.
Die ersten Motive der Zigeunerkarten wurden
1920 von einem unbekannten Künstler gemalt und als
Gesellschaftsspiel im osteuropäischen Raum verkauft. 40 Jahre später
wurden die Zigeunerkarten durch neue Motive ersetzt und sind in
dieser Form noch heute erhältlich.
Oft werden Zigeunerkarten mit
Kipperkarten
gleichgestellt oder verwechselt. Obwohl sie eine große Ähnlichkeit
haben, ist die Geschichte der beiden Karten unterschiedlich. Sie
haben nur die Gemeinsamkeit, dass sie Wahrsagekarten sind und in
ihren Kartenmotiven Personen und Situationen des Fragenden
darstellen. Falls Sie schon mit den Kipperkarten vertraut sind,
sollten Sie sich deshalb nicht wundern, dass einige Kartenbilder
eine markante Ähnlichkeit mit den Zigeunerkarten haben.